Kapitel 1.
Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, wie
geschrieben steht in den Propheten: "Siehe, ich sende meinen Engel vor dir
her, der da bereite deinen Weg vor dir." "Es ist eine Stimme eines
Predigers in der Wueste: Bereitet den Weg des HERRN, macht seine Steige
richtig!" Johannes, der war in der Wueste, taufte und predigte von der
Taufe der Busse zur Vergebung der Suenden. Und es ging zu ihm hinaus das ganze
juedische Land und die von Jerusalem und liessen sich alle von ihm taufen im
Jordan und bekannten ihre Suenden. Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren
und mit einem ledernen Guertel um seine Lenden, und ass Heuschrecken und wilden
Honig; und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist staerker denn
ich, dem ich nicht genugsam bin, dass ich mich vor ihm buecke und die Riemen
seiner Schuhe aufloese. Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem
Heiligen Geist taufen. Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Galilaea
von Nazareth kam und liess sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald
stieg er aus dem Wasser und sah, dass sich der Himmel auftat, und den Geist
gleich wie eine Taube herabkommen auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom
Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und alsbald
trieb ihn der Geist in die Wueste, und er war allda in der Wueste Tage und ward
versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem
aber Johannes ueberantwortet war, kam Jesus nach Galilaea und predigte das
Evangelium vom Reich Gottes und sprach: Die Zeit ist erfuellet, und das Reich
Gottes ist herbeigekommen. Tut Busse und glaubt an das Evangelium! Da er aber
am Galilaeischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, dass sie
ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen:
Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Alsobald verliessen
sie ihre Netze und folgten ihm nach. Und da er von da ein wenig weiterging, sah
er Jakobus, den Sohn des Zebedaeus, und Johannes, seinen Bruder, dass sie die
Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er sie. Und sie liessen ihren Vater
Zebedaeus im Schiff mit den Tageloehnern und folgten ihm nach. Und sie gingen
gen Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Schule und lehrte. Und sie
entsetzten sich ueber seine Lehre; denn er lehrte gewaltig und nicht wie die
Schriftgelehrten. Und es war in ihrer Schule ein Mensch, besessen von einem
unsauberen Geist, der schrie und sprach: Halt, was haben wir mit dir zu
schaffen, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiss wer
du bist: der Heilige Gottes. Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und
fahre aus von ihm! Und der unsaubere Geist riss ihn und schrie laut und fuhr
aus von ihm. Und sie entsetzten sich alle, also dass sie untereinander sich befragten
und sprachen: Was ist das? Was ist das fuer eine neue Lehre? Er gebietet mit
Gewalt den unsauberen Geistern, und sie gehorchen ihm. Und sein Geruecht
erscholl alsbald umher in das galilaeische Land. Und sie gingen alsbald aus der
Schule und kamen in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. Und
die Schwiegermutter Simons lag und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm
von ihr. Und er trat zu ihr und richtete sie auf und hielt sie bei der Hand; und
das Fieber verliess sie, und sie diente ihnen. Am Abend aber, da die Sonne
untergegangen war, brachten sie zu ihm allerlei Kranke und Besessene. Und die
ganze Stadt versammelte sich vor der Tuer. Und er half vielen Kranken, die mit
mancherlei Seuchen beladen waren, und trieb viele Teufel aus und liess die
Teufel nicht reden, denn sie kannten ihn. Und des Morgens vor Tage stand er auf
und ging hinaus. Und Jesus ging in eine wueste Staette und betete daselbst. Und
Petrus mit denen, die bei ihm waren, eilten ihm nach. Und da sie ihn fanden,
sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich. Und er sprach zu ihnen: Lasst uns in
die naechsten Staedte gehen, dass ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich
gekommen. Und er predigte in ihren Schulen in ganz Galilaea und trieb die Teufel
aus. Und es kam zu ihm ein Aussaetziger, der bat ihn, kniete vor ihm und sprach:
Willst du, so kannst du mich wohl reinigen. Und es jammerte Jesum, und er
reckte die Hand aus, ruehrte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt! Und
als er so sprach, ging der Aussatz alsbald von ihm, und er ward rein. Und Jesus
bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Siehe zu, dass
du niemand davon sagest; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und
opfere fuer deine Reinigung, was Mose geboten hat, zum Zeugnis ueber sie. Er
aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und machte die Geschichte
ruchbar, also dass er hinfort nicht mehr konnte oeffentlich in die Stadt gehen;
sondern er war draussen in den wuesten Oertern, und sie kamen zu ihm von allen
Enden.
Kapitel 2. Und ueber etliche Tage ging er wiederum gen Kapernaum; und es ward ruchbar, dass er im Hause war. Und alsbald versammelten sich viele, also dass sie nicht Raum hatten auch draussen vor der Tuer; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen Gichtbruechigen, von vieren getragen. Und da sie nicht konnten zu ihm kommen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und gruben's auf und liessen das Bett hernieder, darin der Gichtbruechige lag. Da aber Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbruechigen: Mein Sohn, deine Suenden sind dir vergeben. Es waren aber etliche Schriftgelehrte, die sassen allda und gedachten in ihrem Herzen: Wie redet dieser solche Gotteslaesterung? Wer kann Suenden vergeben denn allein Gott? Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, dass sie also gedachten bei sich selbst, und sprach zu Ihnen: Was denkt ihr solches in eurem Herzen? Welches ist leichter: zu dem Gichtbruechigen zu sagen: Dir sind deine Suenden vergeben, oder: Stehe auf, nimm dein Bett und wandle? Auf das ihr aber wisset, dass des Menschen Sohn Macht hat, zu vergeben die Suenden auf Erden, (sprach er zu dem Gichtbruechigen): Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim! Und alsbald stand er auf, nahm sein Bett und ging hinaus vor allen, also dass sie sich entsetzten und priesen Gott und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen. Und er ging wiederum hinaus an das Meer; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. Und da Jesus vorueberging, sah er Levi, den Sohn des Alphaeus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es begab sich, da er zu Tische sass in seinem Hause, setzten sich viele Zoellner und Suender zu Tische mit Jesu und seinen Juengern; denn ihrer waren viele, die ihm nachfolgten. Und die Schriftgelehrten und Pharisaeer, da sie sahen, dass er mit den Zoellnern und Suendern ass, sprachen sie zu seinen Juengern: Warum isst und trinkt er mit den Zoellnern und Suendern? Da das Jesus hoerte, sprach er zu ihnen: Die Starken beduerfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, zu rufen die Suender zur Busse, und nicht die Gerechten. Und die Juenger des Johannes und der Pharisaeer fasteten viel; und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Juenger des Johannes und der Pharisaeer, und deine Juenger fasten nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Wie koennen die Hochzeitsleute fasten, dieweil der Braeutigam bei ihnen ist? Solange der Braeutigam bei ihnen ist, koennen sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Braeutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch an ein altes Kleid; denn der neue Lappen reisst doch vom alten, und der Riss wird aerger. Und niemand fasst Most in alte Schlaeuche; sonst zerreisst der Most die Schlaeuche, und der Wein wird verschuettet, und die Schlaeuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schlaeuche fassen. Und es begab sich, dass er wandelte am Sabbat durch die Saat; und seine Juenger fingen an, indem sie gingen, Aehren auszuraufen. Und die Pharisaeer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine Juenger am Sabbat, das nicht recht ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen was David tat, da es ihm not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren? Wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und ass die Schaubrote, die niemand durfte essen, denn die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen. So ist des Menschen Sohn ein HERR auch des Sabbats.
Kapitel 3. Und er ging abermals in die Schule. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen wuerde, auf dass sie eine Sache wider ihn haetten. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor! Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Boeses tun, das Leben erhalten oder toeten? Sie aber schwiegen still. Und er sah sie umher an mit Zorn und ward betruebt ueber ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und die Hand ward ihm gesund wie die andere. Und die Pharisaeer gingen hinaus und hielten alsbald einen Rat mit des Herodes Dienern ueber ihn, wie sie ihn umbraechten. Aber Jesus entwich mit seinen Juengern an das Meer; und viel Volks folgte ihm nach aus Galilaea und aus Judaea und von Jerusalem und aus Idumaea und von jenseits des Jordans, und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine grosse Menge, die seine Taten hoerten, und kamen zu ihm. Und er sprach zu seinen Juengern, dass sie ihm ein Schifflein bereit hielten um des Volkes willen, dass sie ihn nicht draengten. Denn er heilte ihrer viele, also dass ihn ueberfielen alle, die geplagt waren, auf dass sie ihn anruehrten. Und wenn ihn die unsauberen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist Gottes Sohn! Und er bedrohte sie hart, dass sie ihn nicht offenbar machten. Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er ordnete die Zwoelf, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete, zu predigen, und dass sie Macht haetten, die Seuchen zu heilen und die Teufel auszutreiben. Und gab Simon den Namen Petrus; und Jakobus, den Sohn des Zebedaeus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Bnehargem, das ist gesagt: Donnerskinder; und Andreas und Philippus und Bartholomaeus und Matthaeus und Thomas und Jakobus, des Alphaeus Sohn, und Thaddaeus und Simon von Kana und Judas Ischariot, der ihn verriet. Und sie kamen nach Hause, und da kam abermals das Volk zusammen, also dass sie nicht Raum hatten, zu essen. Und da es die Seinen hoerten, gingen sie aus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen. Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus. Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den anderen austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, dass er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube. Wahrlich, ich sage euch: Alle Suenden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gotteslaesterungen, womit sie Gott laestern; wer aber den Heiligen Geist laestert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts. Denn sie sagten: Er hat einen unsauberen Geist. Und es kam seine Mutter und seine Brueder und standen draussen, schickten zu ihm und liessen ihn rufen. Und das Volk sass um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brueder draussen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brueder? Und er sah rings um sich auf die Juenger, die im Kreise sassen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brueder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Kapitel 4. Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also dass er musste in ein Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer. Und er predigte ihnen lange durch Gleichnisse; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: Hoeret zu! Siehe, es ging ein Saemann aus, zu saeen. Und es begab sich, indem er saete, fiel etliches an den Weg; da kamen die Voegel unter dem Himmel und frassen's auf. Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum dass es nicht tiefe Erde hatte. Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte verdorrte es. Und etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht. Und etliches fiel auf ein gutes Land und brachte Frucht, die da zunahm und wuchs; etliches trug dreissigfaeltig und etliches sechzigfaeltig und etliches hundertfaeltig. Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, zu hoeren, der hoere! Und da er allein war, fragten ihn um dies Gleichnis, die um ihn waren, mitsamt den Zwoelfen. Und er sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; denen aber draussen widerfaehrt es alles nur durch Gleichnisse, auf dass sie es mit sehenden Augen sehen, und doch nicht erkennen, und mit hoerenden Ohren hoeren, und doch nicht verstehen, auf dass sie sich nicht dermaleinst bekehren und ihre Suenden ihnen vergeben werden. Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr denn die andern alle verstehen? Der Saemann saet das Wort. Diese sind's aber, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesaet wird und sie es gehoert haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt weg das Wort, das in ihr Herz gesaet war. Also auch die sind's, bei welchen aufs Steinige gesaet ist: wenn sie das Wort gehoert haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden auf, und haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Truebsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so aergern sie sich alsbald. Und diese sind's, bei welchen unter die Dornen gesaet ist: die das Wort hoeren, und die Sorgen dieser Welt und der betruegerische Reichtum und viele andere Lueste gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Und diese sind's, bei welchen auf ein gutes Land gesaet ist: die das Wort hoeren und nehmen's an und bringen Frucht, etliche dreissigfaeltig und etliche sechzigfaeltig und etliche hundertfaeltig. Und er sprach zu ihnen: Zuendet man auch ein Licht an, dass man es unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze? Mitnichten, sondern dass man's auf einen Leuchter setze. Denn es ist nichts verborgen, das es nicht offenbar werde, und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme. Wer Ohren hat, zu hoeren, der hoere! Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr hoeret! Mit welcherlei Mass ihr messet, wird man euch wieder messen, und man wird noch zugeben euch, die ihr dies hoert. Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch was er hat. Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schlaeft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und waechst, dass er's nicht weiss. Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen Weizen in den Aehren. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da. Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welch Gleichnis wollen wir es vorbilden? Gleichwie ein Senfkorn, wenn das gesaet wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden; und wenn es gesaet ist, so nimmt es zu und wird groesser denn alle Kohlkraeuter und gewinnt grosse Zweige, also dass die Voegel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen koennen. Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort, nach dem sie es hoeren konnten. Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen; aber insonderheit legte er's seinen Juengern alles aus. Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Lasst uns hinueberfahren. Und sie liessen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er im Schiff war; und es waren mehr Schiffe bei ihm. Und es erhob sich ein grosser Windwirbel und warf Wellen in das Schiff, also dass das Schiff voll ward. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts darnach, dass wir verderben? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine grosse Stille. Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam? Wie, dass ihr keinen Glauben habt? Und sie fuerchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? denn Wind und Meer sind ihm gehorsam.
Kapitel 5. Und sie kamen jenseits des Meers in die Gegend der Gadarener. Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald entgegen aus den Graebern ein besessener Mensch mit einem unsaubern Geist, der seine Wohnung in den Graebern hatte; und niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten. Denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn zaehmen. Und er war allezeit, Tag und Nacht, auf den Bergen und in den Graebern, schrie und schlug sich mit Steinen. Da er aber Jesum sah von ferne, lief er zu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach: Was habe ich mit dir zu tun, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhoechsten? Ich beschwoere dich bei Gott, dass du mich nicht quaelest! Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen! Und er fragte ihn: Wie heisst du? Und er antwortete und sprach: Legion heisse ich; denn wir sind unser viele. Und er bat ihn sehr, dass er sie nicht aus der Gegend triebe. Und es war daselbst an den Bergen eine grosse Herde Saeue auf der Weide. Und die Teufel baten ihn alle und sprachen: Lass uns in die Saeue fahren! Und alsbald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Saeue; und die Herde stuerzte sich von dem Abhang ins Meer (ihrer waren aber bei zweitausend) und ersoffen im Meer. Und die Sauhirten flohen und verkuendigten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesu und sahen den, der von den Teufeln besessen war, dass er sass und war bekleidet und vernuenftig, und fuerchteten sich. Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und von den Saeuen. Und sie fingen an und baten ihn, dass er aus ihrer Gegend zoege. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, dass er moechte bei ihm sein. Aber Jesus liess es nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkuendige ihnen, wie grosse Wohltat dir der HERR getan und sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin und fing an, auszurufen in den zehn Staedten, wie grosse Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann verwunderte sich. Und da Jesus wieder herueberfuhr im Schiff, versammelte sich viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer. Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Fuessen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zuegen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, dass sie gesund werde und lebe. Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie draengten ihn. Und da war ein Weib, das hatte den Blutgang zwoelf Jahre gehabt und viel erlitten von vielen Aerzten und hatte all ihr Gut darob verzehrt, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es aerger mit ihr. Da die von Jesu hoerte, kam sie im Volk von hintenzu und ruehrte sein Kleid an. Denn sie sprach: Wenn ich nur sein Kleid moechte anruehren, so wuerde ich gesund. Und alsbald vertrocknete der Brunnen ihres Bluts; und sie fuehlte es am Leibe, dass sie von ihrer Plage war gesund geworden. Und Jesus fuehlte alsbald an sich selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider angeruehrt? Und die Juenger sprachen zu ihm: Du siehst, dass dich das Volk draengt, und sprichst: Wer hat mich angeruehrt? Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. Das Weib aber fuerchtete sich und zitterte (denn sie wusste, was an ihr geschehen war), kam und fiel vor ihm nieder und sagte die ganze Wahrheit. Er sprach aber zu ihr; Meine Tochter, Dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage! Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemuehst du weiter den Meister? Jesus aber hoerte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fuerchte dich nicht, glaube nur! Und liess niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getuemmel und die da weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schlaeft. Und sie verlachten ihn. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Maegdlein, ich sage dir stehe auf! Und alsbald stand das Maegdlein auf und wandelte; es war aber zwoelf Jahre alt. Und sie entsetzten sich ueber die Massen. Und er verbot ihnen hart, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
Kapitel 6. Und er ging aus von da und kam in seine Vaterstadt; und seine Juenger folgten ihm nach. Und da der Sabbat kam, hob er an zu lehren in ihrer Schule. Und viele, die es hoerten, verwunderten sich seiner Lehre und sprachen: Woher kommt dem solches? Und was fuer Weisheit ist's, die ihm gegeben ist, und solche Taten, die durch seine Haende geschehen? Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie aergerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen. Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; ausser wenig Siechen legte er die Haende auf und heilte sie. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging umher in die Flecken im Kreis und lehrte sie. Und er berief die Zwoelf und hob an und sandte sie je zwei und zwei und gab ihnen Macht ueber die unsauberen Geister, und gebot ihnen, dass sie nichts bei sich truegen auf dem Wege denn allein einen Stab, keine Tasche, kein Brot, kein Geld im Guertel, aber waeren geschuht, und dass sie nicht zwei Roecke anzoegen. Und sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibet bis ihr von dannen zieht. Und welche euch nicht aufnehmen noch hoeren, da gehet von dannen heraus und schuettelt den Staub ab von euren Fuessen zu einem Zeugnis ueber sie. Ich sage euch wahrlich: Es wird Sodom und Gomorrha am Juengsten Gericht ertraeglicher gehen denn solcher Stadt. Und sie gingen aus und predigten, man sollte Busse tun, und trieben viele Teufel aus und salbten viele Sieche mit Oel und machten sie gesund. Und es kam vor den Koenig Herodes (denn sein Name war nun bekannt) und er sprach: Johannes der Taeufer ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein Prophet oder einer von den Propheten. Da es aber Herodes hoerte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe; der ist von den Toten auferstanden. Er aber, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen und ins Gefaengnis gelegt um der Herodias willen, seines Bruders Philippus Weib; denn er hatte sie gefreit. Johannes aber sprach zu Herodes: Es ist nicht recht, dass du deines Bruders Weib habest. Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn toeten, und konnte nicht. Herodes aber fuerchtete Johannes; denn er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war; und verwahrte ihn und gehorchte ihm in vielen Sachen und hoerte ihn gern. Und es kam ein gelegener Tag, dass Herodes auf seinen Jahrestag ein Abendmahl gab den Obersten und Hauptleuten und Vornehmsten in Galilaea. Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzte, und gefiel wohl dem Herodes und denen die am Tisch sassen. Da sprach der Koenig zu dem Maegdlein: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben. Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Haelfte meines Koenigreiches. Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Taeufers. Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum Koenig, bat und sprach: Ich will, dass du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer Schuessel das Haupt Johannes des Taeufers. Der Koenig war betruebt; doch um des Eides willen und derer, die am Tisch sassen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun. Und alsbald schickte hin der Koenig den Henker und hiess sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefaengnis und trug her sein Haupt auf einer Schuessel und gab's dem Maegdlein, und das Maegdlein gab's ihrer Mutter. Und da das seine Juenger hoerten, kamen sie und nahmen seinen Leib, und legten ihn in ein Grab. Und die Apostel kamen zu Jesu zusammen und verkuendigten ihm das alles und was sie getan und gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Lasset uns besonders an eine wueste Staette gehen und ruht ein wenig. Denn ihr waren viele, die ab und zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen. Und er fuhr da in einem Schiff zu einer wuesten Staette besonders. Und das Volk sah sie wegfahren; und viele kannten ihn und liefen dahin miteinander zu Fuss aus allen Staedten und kamen ihnen zuvor und kamen zu ihm. Und Jesus ging heraus und sah das grosse Volk; und es jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben; und er fing an eine lange Predigt. Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Juenger zu ihm und sprachen: Es ist wuest hier, und der Tag ist nun dahin; lass sie von dir, dass sie hingehen umher in die Doerfer und Maerkte und kaufen sich Brot, denn sie haben nichts zu essen. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und fuer zweihundert Groschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brot habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fuenf, und zwei Fische. Und er gebot ihnen, dass sie sich alle lagerten, tischweise, auf das gruene Gras. Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert, fuenfzig und fuenfzig. Und er nahm die fuenf Brote und zwei Fische, sah zum Himmel auf und dankte und brach die Brote und gab sie den Juengern, dass sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter sie alle. Und sie assen alle und wurden satt. Und sie hoben auf die Brocken, zwoelf Koerbe voll, und von den Fischen. Und die da gegessen hatten, waren fuenftausend Mann. Und alsbald trieb er seine Juenger, dass sie in das Schiff traeten und vor ihm hinueberfuehren gen Bethsaida, bis dass er das Volk von sich liesse. Und da er sie von sich geschafft hatte, ging er hin auf einen Berg, zu beten. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf dem Lande allein. Und er sah, dass sie Not litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer; und er wollte an ihnen voruebergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es waere ein Gespenst, und schrieen; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's, fuerchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten und verwunderten sich ueber die Massen, denn sie waren nichts verstaendiger geworden ueber den Broten, und ihr Herz war erstarrt. Und da sie hinuebergefahren waren, kamen sie in das Land Genezareth und fuhren an. Und da sie aus dem Schiff traten alsbald kannten sie ihn und liefen in alle die umliegenden Laender und hoben an, die Kranken umherzufuehren auf Betten, wo sie hoerten, dass er war. Und wo er in die Maerkte oder Staedte oder Doerfer einging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, dass sie nur den Saum seines Kleides anruehren moechten; und alle, die ihn anruehrten, wurden gesund.
Kapitel 7. Und es kamen zu ihm die Pharisaeer und etliche von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren. Und da sie sahen etliche seiner Juenger mit gemeinen (das ist ungewaschenen) Haenden das Brot essen, tadelten sie es. (Denn die Pharisaeer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Haende manchmal, und halten also die Aufsaetze der Aeltesten; und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und des Dinges ist viel, das sie zu halten haben angenommen, von Trinkgefaessen und Kruegen und ehernen Gefaessen und Tischen zu waschen.) Da fragten ihn nun die Pharisaeer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Juenger nicht nach den Aufsaetzen der Aeltesten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Haenden? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wohl fein hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht: "Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir. Vergeblich aber ist's, dass sie mir dienen, dieweil sie lehren solche Lehre die nichts ist denn Menschengebot. Ihr verlasset Gottes Gebot, und haltet der Menschen Aufsaetze von Kruegen und Trinkgefaessen zu waschen; und desgleichen tut ihr viel. Und er sprach zu ihnen: Wohl fein habt ihr Gottes Gebote aufgehoben, auf dass ihr eure Aufsaetze haltet. Denn Mose hat gesagt: "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren," und "Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben." Ihr aber lehret: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter "Korban," das ist, "es ist Gott gegeben," was dir sollte von mir zu Nutz kommen, der tut wohl. Und so lasst ihr hinfort ihn nichts tun seinem Vater oder seiner Mutter und hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsaetze, die ihr aufgesetzt habt; und desgleichen tut ihr viel. Und er rief zu sich das ganze Volk und sprach zu ihnen: Hoeret mir alle zu und fasset es! Es ist nichts ausserhalb des Menschen, das ihn koennte gemein machen, so es in ihn geht; sondern was von ihm ausgeht, das ist's, was den Menschen gemein macht. Hat jemand Ohren, zu hoeren, der hoere! Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Juenger um dies Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverstaendig? Vernehmet ihr noch nicht, dass alles, was aussen ist und in den Menschen geht, das kann ihn nicht gemein machen? Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und geht aus durch den natuerlichen Gang, der alle Speise ausfegt. Und er sprach: Was aus dem Menschen geht, das macht den Menschen gemein; denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus boese Gedanken; Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslaesterung, Hoffart, Unvernunft. Alle diese boesen Stuecke gehen von innen heraus und machen den Menschen gemein. Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging da in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen sein. Denn ein Weib hatte von ihm gehoert, deren Toechterlein einen unsauberen Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Fuessen (und es war ein griechisches Weib aus Syrophoenizien), und sie bat ihn, dass er den Teufel von ihrer Tochter austriebe. Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, dass man der Kinder Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HERR; aber doch essen die Huendlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. Und er sprach zu ihr: Um des Wortes willen so gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging hin in ihr Haus und fand, dass der Teufel war ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend. Und da er wieder ausging aus der Gegend von Tyrus und Sidon, kam er an das Galilaeische Meer, mitten in das Gebiet der zehn Staedte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, dass er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spuetzte und ruehrte seine Zunge und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf! Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge war los, und er redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten. Und sie wunderten sich ueber die Massen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hoerend und die Sprachlosen redend.
Kapitel 8. Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten nichts zu essen, rief Jesus seine Juenger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir beharrt und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungegessen von mir heim liesse gehen, wuerden sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne gekommen. Seine Juenger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Wueste, dass wir sie saettigen? Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brote? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, dass sie sich auf der Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Juengern, dass sie dieselben vorlegten; und sie legten dem Volk vor. Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hiess die auch vortragen. Sie assen aber und wurden satt; und hoben die uebrigen Brocken auf, sieben Koerbe. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten; und er liess sie von sich. Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Juengern und kam in die Gegend von Dalmanutha. Und die Pharisaeer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm zu befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben. Und er liess sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr herueber. Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot. Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pharisaeer und vor dem Sauerteig des Herodes. Und sie gedachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, dass wir nicht Brot haben. Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekuemmert ihr euch doch, dass ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verstaendig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in euch? Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und hoeret nicht, und denket nicht daran, da ich fuenf Brote brach unter fuenftausend: wie viel Koerbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwoelf. Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wieviel Koerbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben. Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmet ihr denn nichts? Und er kam gen Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anruehrte. Und er nahm den Blinden bei der Hand und fuehrte ihn hinaus vor den Flecken; spuetzte in seine Augen und legte seine Haende auf ihn und fragte ihn, ob er etwas saehe? Und er sah auf und sprach: Ich sehe Menschen gehen, als saehe ich Baeume. Darnach legte er abermals die Haende auf seine Augen und hiess ihn abermals sehen; und er ward wieder zurechtgebracht, dass er alles scharf sehen konnte. Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in den Flecken und sage es auch niemand drinnen. Und Jesus ging aus mit seinen Juengern in die Maerkte der Stadt Caesarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Juenger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, dass ich sei? Sie antworteten: Sie sagen du seiest Johannes der Taeufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer. Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist Christus! Und er bedrohte sie, dass sie niemand von ihm sagen sollten. Und er hob an sie zu lehren: Des Menschen Sohn muss viel leiden und verworfen werden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getoetet werden und ueber drei Tage auferstehen. Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich, fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um und sah seine Juenger an und bedrohte Petrus und sprach: Gehe hinter mich, du Satan! denn du meinst nicht, was goettlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Juengern und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben will behalten, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet-und des Evangeliums willen, der wird's behalten. Was huelfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewoenne, und naehme an seiner Seele Schaden? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele loese. Wer sich aber mein und meiner Worte schaemt unter diesem ehebrecherischen und suendigen Geschlecht, des wird sich auch des Menschen Sohn schaemen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.
Kapitel 9. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis dass sie sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes und fuehrte sie auf einen hohen Berg besonders allein und verklaerte sich vor ihnen. Und seine Kleider wurden hell und sehr weiss wie der Schnee, dass sie kein Faerber auf Erden kann so weiss machen. Und es erschien ihnen Elia mit Mose und hatten eine Rede mit Jesu. Und Petrus antwortete und sprach zu Jesu: Rabbi, hier ist gut sein. Lasset uns drei Huetten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren bestuerzt. Und es kam eine Wolke, die ueberschattete sie. Und eine Stimme fiel aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hoeren! Und bald darnach sahen sie um sich und sahen niemand mehr denn allein Jesum bei ihnen. Da sie aber vom Berge herabgingen, verbot ihnen Jesus, dass sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstuende von den Toten. Und sie behielten das Wort bei sich und befragten sich untereinander: Was ist doch das Auferstehen von den Toten? Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen doch die Schriftgelehrten, dass Elia muss zuvor kommen. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen; dazu soll des Menschen Sohn viel leiden und verachtet werden, wie denn geschrieben steht. Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht. Und er kam zu seinen Juengern und sah viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befragten. Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich, liefen zu und gruessten ihn. Und er fragte die Schriftgelehrten: Was befragt ihr euch mit ihnen? Einer aber aus dem Volk antwortete und sprach: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, da reisst er ihn; und er schaeumt und knirscht mit den Zaehnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Juengern geredet, dass sie ihn austrieben, und sie koennen's nicht. Er antwortete ihm aber und sprach: O du unglaeubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch tragen? Bringet ihn her zu mir! Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der Geist sah, riss er ihn; und er fiel auf die Erde und waelzte sich und schaeumte. Und er fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass es ihm widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen, dass er ihn umbraechte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du koenntest Glauben! Alle Dinge sind moeglich dem, der da glaubt. Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Traenen und sprach: Ich glaube, lieber HERR, hilf meinem Unglauben! Da nun Jesus sah, dass das Volk zulief, bedrohte er den unsauberen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, dass du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn! Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und er ward, als waere er tot, dass auch viele sagten: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf; und er stand auf. Und da er heimkam, fragten ihn seine Juenger besonders: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten. Und sie gingen von da hinweg und wandelten durch Galilaea; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte. Er lehrte aber seine Juenger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird ueberantwortet werden in der Menschen Haende, und sie werden ihn toeten; und wenn er getoetet ist, so wird er am dritten Tage auferstehen. Sie aber verstanden das Wort nicht, und fuerchteten sich, ihn zu fragen. Und er kam gen Kapernaum. Und da er daheim war, fragten er sie: Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege? Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Wege gehandelt, welcher der Groesste waere. Und er setzte sich und rief die Zwoelf und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen und aller Knecht. Und er nahm ein Kindlein und stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. Johannes aber antwortete ihn und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht nachfolgt; und wir verboten's ihm, darum dass er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn es ist niemand, der eine Tat tue in meinem Namen, und moege bald uebel von mir reden. Wer nicht wider uns ist, der ist fuer uns. Wer aber euch traenkt mit einem Becher Wassers in meinem Namen, darum dass ihr Christo angehoeret, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben. Und wer der Kleinen einen aergert, die an mich glauben, dem waere es besser, dass ihm ein Muehlstein an seinen Hals gehaengt und er ins Meer geworfen wuerde. So dich aber deine Hand aergert, so haue sie ab! Es ist dir besser, dass du als ein Krueppel zum Leben eingehest, denn dass du zwei Haende habest und fahrest in die Hoelle, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verloescht. Aergert dich dein Fuss, so haue ihn ab. Es ist dir besser, dass du lahm zum Leben eingehest, denn dass du zwei Fuesse habest und werdest in die Hoelle geworfen, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verloescht. Aergert dich dein Auge, so wirf's von dir! Es ist dir besser, dass du einaeugig in das Reich Gottes gehest, denn dass du zwei Augen habest und werdest in das hoellische Feuer geworfen, da ihr Wurm nicht stirbt ihr Feuer nicht verloescht. Es muss ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen. Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man's wuerzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander.
Kapitel 10. Und er machte sich auf und kam von dannen an die Oerter des juedischen Landes jenseit des Jordans. Und das Volk ging abermals in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals. Und die Pharisaeer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden moege von seinem Weibe; und versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen; Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Herzens Haertigkeit willen hat er euch solches Gebot geschrieben; aber von Anfang der Kreatur hat sie Gott geschaffen einen Mann und ein Weib. Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und wird seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was denn Gott zusammengefuegt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Und daheim fragten ihn abermals seine Juenger darum. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seinem Weibe und freit eine andere, der bricht die Ehe an ihr; und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne und freit einen anderen, die bricht ihre Ehe. Und sie brachten Kindlein zu ihm, dass er sie anruehrte. Die Juenger aber fuhren die an, die sie trugen. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfaengt wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Haende auf sie und segnete sie. Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu, kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Aber Jesus sprach zu ihm: Was heissest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Du weisst ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht toeten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand taeuschen; ehre Vater und Mutter." Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. Er aber ward unmutig ueber die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Gueter. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Juengern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Juenger aber entsetzten sich ueber seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, dass die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadeloehr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmoeglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind moeglich bei Gott. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verlaesst Haus oder Brueder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Aecker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfaeltig empfange: jetzt in dieser Zeit Haeuser und Brueder und Schwestern und Muetter und Kinder und Aecker mitten unter Verfolgungen, und in der zukuenftigen Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind. Sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem; und Jesus ging vor ihnen, und sie entsetzten sich, folgten ihm nach und fuerchteten sich. Und Jesus nahm abermals zu sich die Zwoelf und sagte ihnen, was ihm widerfahren wuerde: Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn wird ueberantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten; und sie werden ihn verdammen zum Tode und ueberantworten den Heiden. Die werden ihn verspotten und geisseln und verspeien und toeten; und am dritten Tag wird er auferstehen. Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Soehne des Zebedaeus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du uns tuest, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Koennt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, wir koennen es wohl. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist. Und da das die Zehn hoerten, wurden sie unwillig ueber Jakobus und Johannes. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, dass die weltlichen Fuersten herrschen und die Maechtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher will gross werden unter euch, der soll euer Diener sein; und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll aller Knecht sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung fuer viele. Und sie kamen gen Jericho. Und da er aus Jericho ging, er und seine Juenger und ein grosses Volk, da sass ein Blinder, Bartimaeus, des Timaeus Sohn, am Wege und bettelte. Und da er hoerte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und Jesus stand still und liess ihn rufen. Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost! stehe auf, er ruft dich! Und er warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.
Kapitel 11. Und da sie nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage und Bethanien an den Oelberg, sandte er seiner Juenger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein Fuellen angebunden, auf welchem nie ein Mensch gesessen hat; loeset es ab und fuehret es her! Und so jemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das? so sprechet: Der HERR bedarf sein; so wird er's alsbald hersenden. Sie gingen hin und fanden das Fuellen gebunden an die Tuer, aussen auf der Wegscheide, und loesten es ab. Und etliche, die dastanden, sprachen zu ihnen: Was macht ihr, dass ihr das Fuellen abloeset? Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die liessen's zu. Und sie fuehrten das Fuellen zu Jesu und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg; etliche hieben Maien von den Baeumen und streuten sie auf den Weg. Und die vorne vorgingen und die hernach folgten, schrieen und sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HERRN! Hosianna in der Hoehe! Und der HERR ging ein zu Jerusalem und in den Tempel, und er besah alles; und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwoelfen. Und des anderen Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blaetter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf faende, und da er hinzukam, fand er nichts denn nur Blaetter, denn es war noch nicht Zeit, dass Feigen sein sollten. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand ewiglich! Und seine Juenger hoerten das. Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel, fing an und trieb aus die Verkaeufer und Kaeufer in dem Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stuehle der Taubenkraemer stiess er um, und liess nicht zu, das jemand etwas durch den Tempel truege. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: "Mein Haus soll heissen ein Bethaus allen Voelkern"? Ihr aber habt eine Moerdergrube daraus gemacht. Und es kam vor die Schriftgelehrten und Hohenpriester; und sie trachteten, wie sie ihn umbraechten. Sie fuerchteten sich aber vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich ueber seine Lehre. Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt. Und am Morgen gingen sie vorueber und sahen den Feigenbaum, dass er verdorrt war bis auf die Wurzel. Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott. Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spraeche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen wuerde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf dass auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehler nicht vergeben. Und sie kamen abermals gen Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Aeltesten und sprachen zu ihm: Aus was fuer Macht tust du das? und wer hat dir die Macht gegeben, dass du solches tust? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was fuer Macht ich das tue. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir! Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fuerchten wir uns vor dem Volk. Denn sie hielten alle, dass Johannes ein rechter Prophet waere. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was fuer Macht ich solches tue.
Kapitel 12. Und er fing an, zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und fuehrte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und tat ihn aus den Weingaertnern und zog ueber Land. Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingaertnern, dass er von den Weingaertnern naehme von der Frucht des Weinbergs. Sie nahmen ihn aber und staeupten ihn, und liessen ihn leer von sich. Abermals sandte er ihnen einen anderen Knecht; dem zerwarfen sie den Kopf mit Steinen und liessen ihn geschmaeht von sich. Abermals sandte er einen andern: den toeteten sie. Und viele andere, etliche staeupten sie, etliche toeteten sie. Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Aber die Weingaertner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn toeten, so wird das Erbe unser sein! Und sie nahmen ihn und toeteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingaertner umbringen und den Weinberg andern geben. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unseren Augen"? Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen, und fuerchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, dass er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie liessen ihn und gingen davon. Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisaeern und des Herodes Dienern, dass sie ihn fingen in Worten. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist's recht, dass man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben? Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versucht ihr mich? Bringet mir einen Groschen, dass ich ihn sehe. Und sie brachten ihm. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Ueberschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers! Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich ueber ihn. Da traten die Sadduzaeer zu ihm, die da halten, es sei keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen: Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemands Bruder stirbt und hinterlaesst ein Weib, und hinterlaesst keine Kinder, so soll sein Bruder sein Weib nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. Nun sind sieben Brueder gewesen. Der erste nahm ein Weib; der starb und hinterliess keinen Samen. Und der andere nahm sie und starb und hinterliess auch nicht Samen. Der Dritte desgleichen. Und es nahmen sie alle sieben und hinterliessen nicht Samen. Zuletzt nach allen starb das Weib auch. Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wes Weib wird sie sein unter ihnen? Denn sieben haben sie zum Weibe gehabt. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Ist's nicht also? Ihr irrt darum, dass ihr nichts wisset von der Schrift noch von der Kraft Gottes. Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Aber von den Toten, dass sie auferstehen werden, habt ihr nicht gelesen im Buch Mose's bei dem Busch, wie Gott zu ihm sagte und sprach: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs"? Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott. Darum irrt ihr sehr. Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer, der ihnen zugehoert hatte, wie sie sich miteinander befragten, und sah, dass er ihnen fein geantwortet hatte, und fragte ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen? Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: "Hoere Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger Gott; und du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemuete und von allen deinen Kraeften." Das ist das vornehmste Gebot. Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Naechsten lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot groesser denn diese. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet; denn es ist ein Gott und ist kein anderer ausser ihm. Und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemuete, von ganzer Seele, und von allen Kraeften, und lieben seinen Naechsten wie sich selbst, das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer. Da Jesus aber sah, dass er vernuenftig antwortete, sprach er zu ihm: "Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes." Und es wagte ihn niemand weiter zu fragen. Und Jesus antwortete und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, Christus sei Davids Sohn? Er aber, David, spricht durch den heiligen Geist: "Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Fuesse." Da heisst ihn ja David seinen Herrn; woher ist er denn sein Sohn? Und viel Volks hoerte ihn gern. Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Sehet euch vor vor den Schriftgelehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen sich gern auf dem Markte gruessen und sitzen gern obenan in den Schulen und ueber Tisch beim Gastmahl; sie fressen der Witwen Haeuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen. Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller. Und er rief seine Juenger zu sich und sprach zu ihnen: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Ueberfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt.
Kapitel 13. Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm seiner Juenger einer: Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehst du wohl allen diesen grossen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und da er auf dem Oelberge sass gegenueber dem Tempel, fragten ihn Petrus, Jakobus und Johannes und Andreas besonders: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden? Jesus antwortete ihnen und fing an, zu sagen: Sehet zu das euch nicht jemand verfuehre! Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: "Ich bin Christus!" und werden viele verfuehren. Wenn ihr aber hoeren werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fuerchtet euch nicht. Denn es muss also geschehen; aber das Ende ist noch nicht da. Es wird sich ein Volk wider das andere empoeren und ein Koenigreich wider das andere, und werden Erdbeben geschehen hin und wieder, und wird teure Zeit und Schrecken sein. Das ist der Not Anfang. Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch ueberantworten vor die Rathaeuser und Schulen; und ihr muesst gestaeupt werden, und vor Fuersten und Koenige gefuehrt werden um meinetwillen, zu einem Zeugnis ueber sie. Und das Evangelium muss zuvor verkuendigt werden unter alle Voelker. Wenn sie euch nun fuehren und ueberantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. Es wird aber ueberantworten ein Bruder den andern zum Tode und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empoeren gegen die Eltern und werden sie helfen toeten. Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig. Wenn ihr aber sehen werdet den Greuel der Verwuestung (von dem der Prophet Daniel gesagt hat), dass er steht, wo er nicht soll (wer es liest, der merke darauf!), alsdann, wer in Judaea ist, der fliehe auf die Berge; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder ins Haus und komme nicht hinein, etwas zu holen aus seinem Hause; und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwangeren und Saeugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter. Denn in diesen Tagen werden solche Truebsale sein, wie sie nie gewesen sind bisher, vom Anfang der Kreatur, die Gott geschaffen hat, und wie auch nicht werden wird. Und so der HERR diese Tage nicht verkuerzt haette, wuerde kein Mensch selig: aber um der Auserwaehlten willen, die er auserwaehlt hat, hat er auch diese Tage verkuerzt. Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist Christus! siehe, da ist er! so glaubet nicht. Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, dass sie auch die Auserwaehlten verfuehren, so es moeglich waere. Ihr aber sehet euch vor! Siehe, ich habe es euch alles zuvor gesagt. Aber zu der Zeit, nach dieser Truebsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraefte der Himmel werden sich bewegen. Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit grosser Kraft und Herrlichkeit. Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwaehlten von den vier Winden, von dem Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blaetter gewinnen, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr sehet, dass solches geschieht, so wisset, dass es nahe vor der Tuer ist. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass dies alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und der Stunde weiss niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist. Gleich als ein Mensch, der ueber Land zog und verliess sein Haus und gab seinem Knecht Macht, einem jeglichen sein Werk, und gebot dem Tuerhueter, er sollte wachen. So wachet nun (denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens), auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!
Kapitel 14. Und nach zwei Tagen war Ostern und die Tage der suessen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und toeteten. Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, dass nicht ein Aufruhr im Volk werde! Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussaetzigen, Hause und sass zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefaelschtem und koestlichem Nardenwasser, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da waren etliche, die wurden unwillig und sprachen: Was soll doch diese Vergeudung? Man koennte das Wasser um mehr denn dreihundert Groschen verkauft haben und es den Armen geben. Und murrten ueber sie. Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden! Was bekuemmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, koennt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvorgekommen, meinen Leib zu salben zu meinem Begraebnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedaechtnis, was sie jetzt getan hat. Und Judas Ischariot, einer von den Zwoelfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn verriete. Da sie das hoerten, wurden sie froh und verhiessen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn fueglich verriete. Und am ersten Tage der suessen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Juenger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und bereiten, dass du das Osterlamm essest? Und er sandte seiner Juenger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der traegt einen Krug mit Wasser; folget ihm nach, und wo er eingeht, da sprechet zu dem Hauswirt: Der Meister laesst dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Juengern? Und er wird euch einen grossen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet fuer uns zu. Und die Juenger gingen aus und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit den Zwoelfen. Und als sie zu Tische sassen und assen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: Bin ich's? und der andere: Bin ich's? Er antwortete und sprach zu ihnen: Einer aus den Zwoelfen, der mit mir in die Schuessel taucht. Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Es waere demselben Menschen besser, dass er nie geboren waere. Und indem sie assen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das fuer viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewaechs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Oelberg. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir aergern; denn es steht geschrieben: "Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen." Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galilaea. Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie sich alle aergerten, so wollte doch ich mich nicht aergern. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kraeht, wirst du mich dreimal verleugnen. Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich mit dir auch sterben muesste, wollte ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle. Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Juengern: Setzet euch hier, bis ich hingehe und bete. Und nahm Petrus und Jakobus und Johannes und fing an, zu zittern und zu zagen. Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betruebt bis an den Tod; bleibet hier und wachet! Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, dass, wenn es moeglich waere, die Stunde vorueberginge, und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles moeglich; ueberhebe mich dieses Kelchs; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schlaefst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Und ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte. Und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wussten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird ueberantwortet in der Suender Haende. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verraet, ist nahe! Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwoelf einer, und eine grosse Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Aeltesten. Und der Verraeter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich kuessen werde, der ist's; den greifet und fuehret ihn sicher. Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi, Rabbi! und kuesste ihn. Die aber legten ihre Haende an ihn und griffen ihn. Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Moerder mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. Ich bin taeglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen, aber auf dass die Schrift erfuellt werde. Und die Juenger verliessen ihn alle und flohen. Und es war ein Juengling, der folgte ihm nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der blossen Haut; und die Juenglinge griffen ihn. Er aber liess die Leinwand fahren und floh bloss von ihnen. Und sie fuehrten Jesus zu dem Hohenpriester, dahin zusammengekommen waren alle Hohenpriester und Aeltesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast; und er war da und sass bei den Knechten und waermte sich bei dem Licht. Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum, auf dass sie ihn zum Tode braechten, und fanden nichts. Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht ueberein. Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen: Wir haben gehoert, dass er sagte: Ich will den Tempel, der mit Haenden gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Haenden gemacht sei. Aber ihr Zeugnis stimmte noch nicht ueberein. Und der Hohepriester stand auf, trat mitten unter sie und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des Himmels Wolken. Da zerriss der Hohepriester seinen Rock und sprach: Was beduerfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehoert die Gotteslaesterung. Was duenkt euch? Sie aber verdammten ihn alle, dass er des Todes schuldig waere. Da fingen an etliche, ihn zu verspeien und zu verdecken sein Angesicht und ihn mit Faeusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht. Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des Hohenpriesters Maegden; und da sie sah Petrus sich waermen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich kenne ihn nicht, weiss auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof; und der Hahn kraehte. Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen, die dabeistanden: Dieser ist deren einer. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist deren einer; denn du bist ein Galilaeer, und deine Sprache lautet gleich also. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwoeren: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr sagt. Und der Hahn kraehte zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kraeht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er hob an, zu weinen.
Kapitel 15. Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Aeltesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum und fuehrten ihn hin und ueberantworteten ihn dem Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der Koenig der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es. Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen! Jesus aber antwortete nichts mehr, also dass sich auch Pilatus verwunderte. Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufruehrern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf und bat, dass er taete, wie er pflegte. Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, dass ich euch den Koenig der Juden losgebe? Denn er wusste, dass ihn die Hohenpriester aus Neid ueberantwortet hatten. Aber die Hohenpriester reizten das Volk, das er ihnen viel lieber den Barabbas losgaebe. Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, dass ich tue dem, den ihr beschuldigt, er sei der Koenig der Juden? Sie schrieen abermals: Kreuzige ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er Uebles getan? Aber sie schrieen noch viel mehr: Kreuzige ihn! Pilatus aber gedachte, dem Volk genugzutun, und gab ihnen Barabbas los, und geisselte Jesum und ueberantwortete ihn, dass er gekreuzigt wuerde. Die Kriegsknechte aber fuehrten ihn hinein in das Richthaus und riefen zusammen die ganze Schar und zogen ihm einen Purpur an und flochten eine dornene Krone und setzten sie ihm auf, und fingen an, ihn zu gruessen: Gegruesset seist du, der Juden Koenig! Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr und verspeiten ihn und fielen auf die Kniee und beteten ihn an. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen seine eigenen Kleider an und fuehrten ihn aus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war des Alexander und Rufus), dass er sein Kreuz truege. Und sie brachten ihn an die Staette Golgatha, das ist verdolmetscht: Schaedelstaette. Und sie gaben ihm Myrrhe im Wein zu trinken; und er nahm's nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darum, wer etwas bekaeme. Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. Und es war oben ueber ihm geschrieben was man ihm schuld gab, naemlich: Der Koenig der Juden. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Moerder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfuellet, die da sagt: "Er ist unter die Uebeltaeter gerechnet." Und die voruebergingen, laesterten ihn und schuettelten ihre Haeupter und sprachen: Pfui dich, wie fein zerbrichst du den Tempel und baust ihn in drei Tagen! Hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz! Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat anderen geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist er Christus und Koenig in Israel, so steige er nun vom Kreuz, dass wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmaehten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis ueber das ganze Land bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: "Eli, Eli lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und etliche, die dabeistanden, da sie es hoerten, sprachen sie: Siehe er ruft den Elia. Da lief einer und fuellte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und traenkte ihn und sprach: Halt, lasst sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme. Aber Jesus schrie laut und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stuecke von obenan bis untenaus. Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenueber und sah, dass er mit solchem Geschrei verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches sahen; unter welchen war Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und des Joses Mutter, und Salome, die ihm auch nachgefolgt waren, da er in Galilaea war, und gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend, dieweil es der Ruesttag war, welcher ist der Vorsabbat, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, dass er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben waere. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen, und waelzte einen Stein vor des Grabes Tuer. Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, schauten zu, wo er hingelegt ward.
Kapitel 17. Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf dass sie kaemen und salbten ihn. Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr frueh, da die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer waelzt uns den Stein von des Grabes Tuer? Und sie sahen dahin und wurden gewahr, dass der Stein abgewaelzt war; denn er war sehr gross. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Juengling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weisses Kleid an; und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Staette, da sie ihn hinlegten! Gehet aber hin und sagt's seinen Juengern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galilaea, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat. Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fuerchteten sich. Jesus aber, da er auferstanden war frueh am ersten Tag der Woche, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkuendigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. Und diese, da sie es hoerten, dass er lebte und waere ihr erschienen, glaubten sie nicht. Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen. Und die gingen auch hin und verkuendigten das den anderen; denen glaubten sie auch nicht. Zuletzt, da die Elf zu Tische sassen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Haertigkeit, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden. Schlangen vertreiben; und so sie etwas Toedliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Haende legen, so wird es besser mit ihnen werden. Und der HERR, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes. Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der HERR wirkte mit ihnen und bekraeftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.
Kapitel 2. Und ueber etliche Tage ging er wiederum gen Kapernaum; und es ward ruchbar, dass er im Hause war. Und alsbald versammelten sich viele, also dass sie nicht Raum hatten auch draussen vor der Tuer; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen Gichtbruechigen, von vieren getragen. Und da sie nicht konnten zu ihm kommen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und gruben's auf und liessen das Bett hernieder, darin der Gichtbruechige lag. Da aber Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbruechigen: Mein Sohn, deine Suenden sind dir vergeben. Es waren aber etliche Schriftgelehrte, die sassen allda und gedachten in ihrem Herzen: Wie redet dieser solche Gotteslaesterung? Wer kann Suenden vergeben denn allein Gott? Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, dass sie also gedachten bei sich selbst, und sprach zu Ihnen: Was denkt ihr solches in eurem Herzen? Welches ist leichter: zu dem Gichtbruechigen zu sagen: Dir sind deine Suenden vergeben, oder: Stehe auf, nimm dein Bett und wandle? Auf das ihr aber wisset, dass des Menschen Sohn Macht hat, zu vergeben die Suenden auf Erden, (sprach er zu dem Gichtbruechigen): Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim! Und alsbald stand er auf, nahm sein Bett und ging hinaus vor allen, also dass sie sich entsetzten und priesen Gott und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen. Und er ging wiederum hinaus an das Meer; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. Und da Jesus vorueberging, sah er Levi, den Sohn des Alphaeus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es begab sich, da er zu Tische sass in seinem Hause, setzten sich viele Zoellner und Suender zu Tische mit Jesu und seinen Juengern; denn ihrer waren viele, die ihm nachfolgten. Und die Schriftgelehrten und Pharisaeer, da sie sahen, dass er mit den Zoellnern und Suendern ass, sprachen sie zu seinen Juengern: Warum isst und trinkt er mit den Zoellnern und Suendern? Da das Jesus hoerte, sprach er zu ihnen: Die Starken beduerfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, zu rufen die Suender zur Busse, und nicht die Gerechten. Und die Juenger des Johannes und der Pharisaeer fasteten viel; und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Juenger des Johannes und der Pharisaeer, und deine Juenger fasten nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Wie koennen die Hochzeitsleute fasten, dieweil der Braeutigam bei ihnen ist? Solange der Braeutigam bei ihnen ist, koennen sie nicht fasten. Es wird aber die Zeit kommen, dass der Braeutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch an ein altes Kleid; denn der neue Lappen reisst doch vom alten, und der Riss wird aerger. Und niemand fasst Most in alte Schlaeuche; sonst zerreisst der Most die Schlaeuche, und der Wein wird verschuettet, und die Schlaeuche kommen um. Sondern man soll Most in neue Schlaeuche fassen. Und es begab sich, dass er wandelte am Sabbat durch die Saat; und seine Juenger fingen an, indem sie gingen, Aehren auszuraufen. Und die Pharisaeer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine Juenger am Sabbat, das nicht recht ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen was David tat, da es ihm not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren? Wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und ass die Schaubrote, die niemand durfte essen, denn die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbat willen. So ist des Menschen Sohn ein HERR auch des Sabbats.
Kapitel 3. Und er ging abermals in die Schule. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen wuerde, auf dass sie eine Sache wider ihn haetten. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor! Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Boeses tun, das Leben erhalten oder toeten? Sie aber schwiegen still. Und er sah sie umher an mit Zorn und ward betruebt ueber ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und die Hand ward ihm gesund wie die andere. Und die Pharisaeer gingen hinaus und hielten alsbald einen Rat mit des Herodes Dienern ueber ihn, wie sie ihn umbraechten. Aber Jesus entwich mit seinen Juengern an das Meer; und viel Volks folgte ihm nach aus Galilaea und aus Judaea und von Jerusalem und aus Idumaea und von jenseits des Jordans, und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine grosse Menge, die seine Taten hoerten, und kamen zu ihm. Und er sprach zu seinen Juengern, dass sie ihm ein Schifflein bereit hielten um des Volkes willen, dass sie ihn nicht draengten. Denn er heilte ihrer viele, also dass ihn ueberfielen alle, die geplagt waren, auf dass sie ihn anruehrten. Und wenn ihn die unsauberen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrieen und sprachen: Du bist Gottes Sohn! Und er bedrohte sie hart, dass sie ihn nicht offenbar machten. Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er ordnete die Zwoelf, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete, zu predigen, und dass sie Macht haetten, die Seuchen zu heilen und die Teufel auszutreiben. Und gab Simon den Namen Petrus; und Jakobus, den Sohn des Zebedaeus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Bnehargem, das ist gesagt: Donnerskinder; und Andreas und Philippus und Bartholomaeus und Matthaeus und Thomas und Jakobus, des Alphaeus Sohn, und Thaddaeus und Simon von Kana und Judas Ischariot, der ihn verriet. Und sie kamen nach Hause, und da kam abermals das Volk zusammen, also dass sie nicht Raum hatten, zu essen. Und da es die Seinen hoerten, gingen sie aus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen. Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus. Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann ein Satan den anderen austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Setzt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Es kann niemand einem Starken in sein Haus fallen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, dass er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube. Wahrlich, ich sage euch: Alle Suenden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Gotteslaesterungen, womit sie Gott laestern; wer aber den Heiligen Geist laestert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist schuldig des ewigen Gerichts. Denn sie sagten: Er hat einen unsauberen Geist. Und es kam seine Mutter und seine Brueder und standen draussen, schickten zu ihm und liessen ihn rufen. Und das Volk sass um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brueder draussen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brueder? Und er sah rings um sich auf die Juenger, die im Kreise sassen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brueder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Kapitel 4. Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, also dass er musste in ein Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer. Und er predigte ihnen lange durch Gleichnisse; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen: Hoeret zu! Siehe, es ging ein Saemann aus, zu saeen. Und es begab sich, indem er saete, fiel etliches an den Weg; da kamen die Voegel unter dem Himmel und frassen's auf. Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und ging bald auf, darum dass es nicht tiefe Erde hatte. Da nun die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte verdorrte es. Und etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht. Und etliches fiel auf ein gutes Land und brachte Frucht, die da zunahm und wuchs; etliches trug dreissigfaeltig und etliches sechzigfaeltig und etliches hundertfaeltig. Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat, zu hoeren, der hoere! Und da er allein war, fragten ihn um dies Gleichnis, die um ihn waren, mitsamt den Zwoelfen. Und er sprach zu ihnen: Euch ist's gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; denen aber draussen widerfaehrt es alles nur durch Gleichnisse, auf dass sie es mit sehenden Augen sehen, und doch nicht erkennen, und mit hoerenden Ohren hoeren, und doch nicht verstehen, auf dass sie sich nicht dermaleinst bekehren und ihre Suenden ihnen vergeben werden. Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr denn die andern alle verstehen? Der Saemann saet das Wort. Diese sind's aber, die an dem Wege sind: Wo das Wort gesaet wird und sie es gehoert haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt weg das Wort, das in ihr Herz gesaet war. Also auch die sind's, bei welchen aufs Steinige gesaet ist: wenn sie das Wort gehoert haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden auf, und haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Truebsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so aergern sie sich alsbald. Und diese sind's, bei welchen unter die Dornen gesaet ist: die das Wort hoeren, und die Sorgen dieser Welt und der betruegerische Reichtum und viele andere Lueste gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Und diese sind's, bei welchen auf ein gutes Land gesaet ist: die das Wort hoeren und nehmen's an und bringen Frucht, etliche dreissigfaeltig und etliche sechzigfaeltig und etliche hundertfaeltig. Und er sprach zu ihnen: Zuendet man auch ein Licht an, dass man es unter einen Scheffel oder unter einen Tisch setze? Mitnichten, sondern dass man's auf einen Leuchter setze. Denn es ist nichts verborgen, das es nicht offenbar werde, und ist nichts Heimliches, das nicht hervorkomme. Wer Ohren hat, zu hoeren, der hoere! Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr hoeret! Mit welcherlei Mass ihr messet, wird man euch wieder messen, und man wird noch zugeben euch, die ihr dies hoert. Denn wer da hat, dem wird gegeben; und wer nicht hat, von dem wird man nehmen, auch was er hat. Und er sprach: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schlaeft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und waechst, dass er's nicht weiss. Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen Weizen in den Aehren. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Sichel hin; denn die Ernte ist da. Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welch Gleichnis wollen wir es vorbilden? Gleichwie ein Senfkorn, wenn das gesaet wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden; und wenn es gesaet ist, so nimmt es zu und wird groesser denn alle Kohlkraeuter und gewinnt grosse Zweige, also dass die Voegel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen koennen. Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort, nach dem sie es hoeren konnten. Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen; aber insonderheit legte er's seinen Juengern alles aus. Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Lasst uns hinueberfahren. Und sie liessen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er im Schiff war; und es waren mehr Schiffe bei ihm. Und es erhob sich ein grosser Windwirbel und warf Wellen in das Schiff, also dass das Schiff voll ward. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts darnach, dass wir verderben? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine grosse Stille. Und er sprach zu ihnen: Wie seid ihr so furchtsam? Wie, dass ihr keinen Glauben habt? Und sie fuerchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? denn Wind und Meer sind ihm gehorsam.
Kapitel 5. Und sie kamen jenseits des Meers in die Gegend der Gadarener. Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald entgegen aus den Graebern ein besessener Mensch mit einem unsaubern Geist, der seine Wohnung in den Graebern hatte; und niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten. Denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn zaehmen. Und er war allezeit, Tag und Nacht, auf den Bergen und in den Graebern, schrie und schlug sich mit Steinen. Da er aber Jesum sah von ferne, lief er zu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach: Was habe ich mit dir zu tun, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhoechsten? Ich beschwoere dich bei Gott, dass du mich nicht quaelest! Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen! Und er fragte ihn: Wie heisst du? Und er antwortete und sprach: Legion heisse ich; denn wir sind unser viele. Und er bat ihn sehr, dass er sie nicht aus der Gegend triebe. Und es war daselbst an den Bergen eine grosse Herde Saeue auf der Weide. Und die Teufel baten ihn alle und sprachen: Lass uns in die Saeue fahren! Und alsbald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Saeue; und die Herde stuerzte sich von dem Abhang ins Meer (ihrer waren aber bei zweitausend) und ersoffen im Meer. Und die Sauhirten flohen und verkuendigten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesu und sahen den, der von den Teufeln besessen war, dass er sass und war bekleidet und vernuenftig, und fuerchteten sich. Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und von den Saeuen. Und sie fingen an und baten ihn, dass er aus ihrer Gegend zoege. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, dass er moechte bei ihm sein. Aber Jesus liess es nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkuendige ihnen, wie grosse Wohltat dir der HERR getan und sich deiner erbarmt hat. Und er ging hin und fing an, auszurufen in den zehn Staedten, wie grosse Wohltat ihm Jesus getan hatte; und jedermann verwunderte sich. Und da Jesus wieder herueberfuhr im Schiff, versammelte sich viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer. Und siehe, da kam der Obersten einer von der Schule, mit Namen Jairus; und da er ihn sah, fiel er ihm zu Fuessen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter ist in den letzten Zuegen; Du wollest kommen und deine Hand auf sie legen, dass sie gesund werde und lebe. Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie draengten ihn. Und da war ein Weib, das hatte den Blutgang zwoelf Jahre gehabt und viel erlitten von vielen Aerzten und hatte all ihr Gut darob verzehrt, und half ihr nichts, sondern vielmehr ward es aerger mit ihr. Da die von Jesu hoerte, kam sie im Volk von hintenzu und ruehrte sein Kleid an. Denn sie sprach: Wenn ich nur sein Kleid moechte anruehren, so wuerde ich gesund. Und alsbald vertrocknete der Brunnen ihres Bluts; und sie fuehlte es am Leibe, dass sie von ihrer Plage war gesund geworden. Und Jesus fuehlte alsbald an sich selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, und wandte sich um zum Volk und sprach: Wer hat meine Kleider angeruehrt? Und die Juenger sprachen zu ihm: Du siehst, dass dich das Volk draengt, und sprichst: Wer hat mich angeruehrt? Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. Das Weib aber fuerchtete sich und zitterte (denn sie wusste, was an ihr geschehen war), kam und fiel vor ihm nieder und sagte die ganze Wahrheit. Er sprach aber zu ihr; Meine Tochter, Dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin mit Frieden und sei gesund von deiner Plage! Da er noch also redete, kamen etliche vom Gesinde des Obersten der Schule und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemuehst du weiter den Meister? Jesus aber hoerte alsbald die Rede, die da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten der Schule: Fuerchte dich nicht, glaube nur! Und liess niemand ihm nachfolgen denn Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und er kam in das Haus des Obersten der Schule und sah das Getuemmel und die da weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was tummelt und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schlaeft. Und sie verlachten ihn. Und er trieb sie alle aus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter die bei ihm waren, und ging hinein, da das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Maegdlein, ich sage dir stehe auf! Und alsbald stand das Maegdlein auf und wandelte; es war aber zwoelf Jahre alt. Und sie entsetzten sich ueber die Massen. Und er verbot ihnen hart, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
Kapitel 6. Und er ging aus von da und kam in seine Vaterstadt; und seine Juenger folgten ihm nach. Und da der Sabbat kam, hob er an zu lehren in ihrer Schule. Und viele, die es hoerten, verwunderten sich seiner Lehre und sprachen: Woher kommt dem solches? Und was fuer Weisheit ist's, die ihm gegeben ist, und solche Taten, die durch seine Haende geschehen? Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie aergerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen. Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; ausser wenig Siechen legte er die Haende auf und heilte sie. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging umher in die Flecken im Kreis und lehrte sie. Und er berief die Zwoelf und hob an und sandte sie je zwei und zwei und gab ihnen Macht ueber die unsauberen Geister, und gebot ihnen, dass sie nichts bei sich truegen auf dem Wege denn allein einen Stab, keine Tasche, kein Brot, kein Geld im Guertel, aber waeren geschuht, und dass sie nicht zwei Roecke anzoegen. Und sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibet bis ihr von dannen zieht. Und welche euch nicht aufnehmen noch hoeren, da gehet von dannen heraus und schuettelt den Staub ab von euren Fuessen zu einem Zeugnis ueber sie. Ich sage euch wahrlich: Es wird Sodom und Gomorrha am Juengsten Gericht ertraeglicher gehen denn solcher Stadt. Und sie gingen aus und predigten, man sollte Busse tun, und trieben viele Teufel aus und salbten viele Sieche mit Oel und machten sie gesund. Und es kam vor den Koenig Herodes (denn sein Name war nun bekannt) und er sprach: Johannes der Taeufer ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein Prophet oder einer von den Propheten. Da es aber Herodes hoerte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe; der ist von den Toten auferstanden. Er aber, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen und ins Gefaengnis gelegt um der Herodias willen, seines Bruders Philippus Weib; denn er hatte sie gefreit. Johannes aber sprach zu Herodes: Es ist nicht recht, dass du deines Bruders Weib habest. Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn toeten, und konnte nicht. Herodes aber fuerchtete Johannes; denn er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war; und verwahrte ihn und gehorchte ihm in vielen Sachen und hoerte ihn gern. Und es kam ein gelegener Tag, dass Herodes auf seinen Jahrestag ein Abendmahl gab den Obersten und Hauptleuten und Vornehmsten in Galilaea. Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzte, und gefiel wohl dem Herodes und denen die am Tisch sassen. Da sprach der Koenig zu dem Maegdlein: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben. Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Haelfte meines Koenigreiches. Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Taeufers. Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum Koenig, bat und sprach: Ich will, dass du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer Schuessel das Haupt Johannes des Taeufers. Der Koenig war betruebt; doch um des Eides willen und derer, die am Tisch sassen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun. Und alsbald schickte hin der Koenig den Henker und hiess sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefaengnis und trug her sein Haupt auf einer Schuessel und gab's dem Maegdlein, und das Maegdlein gab's ihrer Mutter. Und da das seine Juenger hoerten, kamen sie und nahmen seinen Leib, und legten ihn in ein Grab. Und die Apostel kamen zu Jesu zusammen und verkuendigten ihm das alles und was sie getan und gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Lasset uns besonders an eine wueste Staette gehen und ruht ein wenig. Denn ihr waren viele, die ab und zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen. Und er fuhr da in einem Schiff zu einer wuesten Staette besonders. Und das Volk sah sie wegfahren; und viele kannten ihn und liefen dahin miteinander zu Fuss aus allen Staedten und kamen ihnen zuvor und kamen zu ihm. Und Jesus ging heraus und sah das grosse Volk; und es jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben; und er fing an eine lange Predigt. Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Juenger zu ihm und sprachen: Es ist wuest hier, und der Tag ist nun dahin; lass sie von dir, dass sie hingehen umher in die Doerfer und Maerkte und kaufen sich Brot, denn sie haben nichts zu essen. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und fuer zweihundert Groschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brot habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fuenf, und zwei Fische. Und er gebot ihnen, dass sie sich alle lagerten, tischweise, auf das gruene Gras. Und sie setzten sich nach Schichten, je hundert und hundert, fuenfzig und fuenfzig. Und er nahm die fuenf Brote und zwei Fische, sah zum Himmel auf und dankte und brach die Brote und gab sie den Juengern, dass sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter sie alle. Und sie assen alle und wurden satt. Und sie hoben auf die Brocken, zwoelf Koerbe voll, und von den Fischen. Und die da gegessen hatten, waren fuenftausend Mann. Und alsbald trieb er seine Juenger, dass sie in das Schiff traeten und vor ihm hinueberfuehren gen Bethsaida, bis dass er das Volk von sich liesse. Und da er sie von sich geschafft hatte, ging er hin auf einen Berg, zu beten. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf dem Lande allein. Und er sah, dass sie Not litten im Rudern; denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Wache der Nacht kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer; und er wollte an ihnen voruebergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es waere ein Gespenst, und schrieen; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's, fuerchtet euch nicht! Und er trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten und verwunderten sich ueber die Massen, denn sie waren nichts verstaendiger geworden ueber den Broten, und ihr Herz war erstarrt. Und da sie hinuebergefahren waren, kamen sie in das Land Genezareth und fuhren an. Und da sie aus dem Schiff traten alsbald kannten sie ihn und liefen in alle die umliegenden Laender und hoben an, die Kranken umherzufuehren auf Betten, wo sie hoerten, dass er war. Und wo er in die Maerkte oder Staedte oder Doerfer einging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, dass sie nur den Saum seines Kleides anruehren moechten; und alle, die ihn anruehrten, wurden gesund.
Kapitel 7. Und es kamen zu ihm die Pharisaeer und etliche von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren. Und da sie sahen etliche seiner Juenger mit gemeinen (das ist ungewaschenen) Haenden das Brot essen, tadelten sie es. (Denn die Pharisaeer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Haende manchmal, und halten also die Aufsaetze der Aeltesten; und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und des Dinges ist viel, das sie zu halten haben angenommen, von Trinkgefaessen und Kruegen und ehernen Gefaessen und Tischen zu waschen.) Da fragten ihn nun die Pharisaeer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Juenger nicht nach den Aufsaetzen der Aeltesten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Haenden? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wohl fein hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht: "Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir. Vergeblich aber ist's, dass sie mir dienen, dieweil sie lehren solche Lehre die nichts ist denn Menschengebot. Ihr verlasset Gottes Gebot, und haltet der Menschen Aufsaetze von Kruegen und Trinkgefaessen zu waschen; und desgleichen tut ihr viel. Und er sprach zu ihnen: Wohl fein habt ihr Gottes Gebote aufgehoben, auf dass ihr eure Aufsaetze haltet. Denn Mose hat gesagt: "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren," und "Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben." Ihr aber lehret: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter "Korban," das ist, "es ist Gott gegeben," was dir sollte von mir zu Nutz kommen, der tut wohl. Und so lasst ihr hinfort ihn nichts tun seinem Vater oder seiner Mutter und hebt auf Gottes Wort durch eure Aufsaetze, die ihr aufgesetzt habt; und desgleichen tut ihr viel. Und er rief zu sich das ganze Volk und sprach zu ihnen: Hoeret mir alle zu und fasset es! Es ist nichts ausserhalb des Menschen, das ihn koennte gemein machen, so es in ihn geht; sondern was von ihm ausgeht, das ist's, was den Menschen gemein macht. Hat jemand Ohren, zu hoeren, der hoere! Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Juenger um dies Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverstaendig? Vernehmet ihr noch nicht, dass alles, was aussen ist und in den Menschen geht, das kann ihn nicht gemein machen? Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und geht aus durch den natuerlichen Gang, der alle Speise ausfegt. Und er sprach: Was aus dem Menschen geht, das macht den Menschen gemein; denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, gehen heraus boese Gedanken; Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Geiz, Schalkheit, List, Unzucht, Schalksauge, Gotteslaesterung, Hoffart, Unvernunft. Alle diese boesen Stuecke gehen von innen heraus und machen den Menschen gemein. Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging da in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen sein. Denn ein Weib hatte von ihm gehoert, deren Toechterlein einen unsauberen Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Fuessen (und es war ein griechisches Weib aus Syrophoenizien), und sie bat ihn, dass er den Teufel von ihrer Tochter austriebe. Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, dass man der Kinder Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HERR; aber doch essen die Huendlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. Und er sprach zu ihr: Um des Wortes willen so gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren. Und sie ging hin in ihr Haus und fand, dass der Teufel war ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend. Und da er wieder ausging aus der Gegend von Tyrus und Sidon, kam er an das Galilaeische Meer, mitten in das Gebiet der zehn Staedte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, dass er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spuetzte und ruehrte seine Zunge und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf! Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge war los, und er redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten. Und sie wunderten sich ueber die Massen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hoerend und die Sprachlosen redend.
Kapitel 8. Zu der Zeit, da viel Volks da war, und hatten nichts zu essen, rief Jesus seine Juenger zu sich und sprach zu ihnen: Mich jammert des Volks; denn sie haben nun drei Tage bei mir beharrt und haben nichts zu essen; und wenn ich sie ungegessen von mir heim liesse gehen, wuerden sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne gekommen. Seine Juenger antworteten ihm: Woher nehmen wir Brot hier in der Wueste, dass wir sie saettigen? Und er fragte sie: Wieviel habt ihr Brote? Sie sprachen: Sieben. Und er gebot dem Volk, dass sie sich auf der Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote und dankte und brach sie und gab sie seinen Juengern, dass sie dieselben vorlegten; und sie legten dem Volk vor. Und hatten ein wenig Fischlein; und er dankte und hiess die auch vortragen. Sie assen aber und wurden satt; und hoben die uebrigen Brocken auf, sieben Koerbe. Und ihrer waren bei viertausend, die da gegessen hatten; und er liess sie von sich. Und alsbald trat er in ein Schiff mit seinen Juengern und kam in die Gegend von Dalmanutha. Und die Pharisaeer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm zu befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben. Und er liess sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr herueber. Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff denn ein Brot. Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pharisaeer und vor dem Sauerteig des Herodes. Und sie gedachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, dass wir nicht Brot haben. Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekuemmert ihr euch doch, dass ihr nicht Brot habt? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verstaendig? Habt ihr noch ein erstarrtes Herz in euch? Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und hoeret nicht, und denket nicht daran, da ich fuenf Brote brach unter fuenftausend: wie viel Koerbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwoelf. Da ich aber sieben brach unter die viertausend, wieviel Koerbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben. Und er sprach zu ihnen: Wie vernehmet ihr denn nichts? Und er kam gen Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anruehrte. Und er nahm den Blinden bei der Hand und fuehrte ihn hinaus vor den Flecken; spuetzte in seine Augen und legte seine Haende auf ihn und fragte ihn, ob er etwas saehe? Und er sah auf und sprach: Ich sehe Menschen gehen, als saehe ich Baeume. Darnach legte er abermals die Haende auf seine Augen und hiess ihn abermals sehen; und er ward wieder zurechtgebracht, dass er alles scharf sehen konnte. Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in den Flecken und sage es auch niemand drinnen. Und Jesus ging aus mit seinen Juengern in die Maerkte der Stadt Caesarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Juenger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, dass ich sei? Sie antworteten: Sie sagen du seiest Johannes der Taeufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer. Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist Christus! Und er bedrohte sie, dass sie niemand von ihm sagen sollten. Und er hob an sie zu lehren: Des Menschen Sohn muss viel leiden und verworfen werden von den Aeltesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getoetet werden und ueber drei Tage auferstehen. Und er redete das Wort frei offenbar. Und Petrus nahm ihn zu sich, fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um und sah seine Juenger an und bedrohte Petrus und sprach: Gehe hinter mich, du Satan! denn du meinst nicht, was goettlich, sondern was menschlich ist. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Juengern und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben will behalten, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinet-und des Evangeliums willen, der wird's behalten. Was huelfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewoenne, und naehme an seiner Seele Schaden? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele loese. Wer sich aber mein und meiner Worte schaemt unter diesem ehebrecherischen und suendigen Geschlecht, des wird sich auch des Menschen Sohn schaemen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.
Kapitel 9. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis dass sie sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes und fuehrte sie auf einen hohen Berg besonders allein und verklaerte sich vor ihnen. Und seine Kleider wurden hell und sehr weiss wie der Schnee, dass sie kein Faerber auf Erden kann so weiss machen. Und es erschien ihnen Elia mit Mose und hatten eine Rede mit Jesu. Und Petrus antwortete und sprach zu Jesu: Rabbi, hier ist gut sein. Lasset uns drei Huetten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete; denn sie waren bestuerzt. Und es kam eine Wolke, die ueberschattete sie. Und eine Stimme fiel aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hoeren! Und bald darnach sahen sie um sich und sahen niemand mehr denn allein Jesum bei ihnen. Da sie aber vom Berge herabgingen, verbot ihnen Jesus, dass sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstuende von den Toten. Und sie behielten das Wort bei sich und befragten sich untereinander: Was ist doch das Auferstehen von den Toten? Und sie fragten ihn und sprachen: Sagen doch die Schriftgelehrten, dass Elia muss zuvor kommen. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen; dazu soll des Menschen Sohn viel leiden und verachtet werden, wie denn geschrieben steht. Aber ich sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, nach dem von ihm geschrieben steht. Und er kam zu seinen Juengern und sah viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befragten. Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich, liefen zu und gruessten ihn. Und er fragte die Schriftgelehrten: Was befragt ihr euch mit ihnen? Einer aber aus dem Volk antwortete und sprach: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, da reisst er ihn; und er schaeumt und knirscht mit den Zaehnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Juengern geredet, dass sie ihn austrieben, und sie koennen's nicht. Er antwortete ihm aber und sprach: O du unglaeubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch tragen? Bringet ihn her zu mir! Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der Geist sah, riss er ihn; und er fiel auf die Erde und waelzte sich und schaeumte. Und er fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass es ihm widerfahren ist? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen, dass er ihn umbraechte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du koenntest Glauben! Alle Dinge sind moeglich dem, der da glaubt. Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Traenen und sprach: Ich glaube, lieber HERR, hilf meinem Unglauben! Da nun Jesus sah, dass das Volk zulief, bedrohte er den unsauberen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, dass du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn! Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und er ward, als waere er tot, dass auch viele sagten: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf; und er stand auf. Und da er heimkam, fragten ihn seine Juenger besonders: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten. Und sie gingen von da hinweg und wandelten durch Galilaea; und er wollte nicht, dass es jemand wissen sollte. Er lehrte aber seine Juenger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird ueberantwortet werden in der Menschen Haende, und sie werden ihn toeten; und wenn er getoetet ist, so wird er am dritten Tage auferstehen. Sie aber verstanden das Wort nicht, und fuerchteten sich, ihn zu fragen. Und er kam gen Kapernaum. Und da er daheim war, fragten er sie: Was handeltet ihr miteinander auf dem Wege? Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Wege gehandelt, welcher der Groesste waere. Und er setzte sich und rief die Zwoelf und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein vor allen und aller Knecht. Und er nahm ein Kindlein und stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kindlein in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. Johannes aber antwortete ihn und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht nachfolgt; und wir verboten's ihm, darum dass er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn es ist niemand, der eine Tat tue in meinem Namen, und moege bald uebel von mir reden. Wer nicht wider uns ist, der ist fuer uns. Wer aber euch traenkt mit einem Becher Wassers in meinem Namen, darum dass ihr Christo angehoeret, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben. Und wer der Kleinen einen aergert, die an mich glauben, dem waere es besser, dass ihm ein Muehlstein an seinen Hals gehaengt und er ins Meer geworfen wuerde. So dich aber deine Hand aergert, so haue sie ab! Es ist dir besser, dass du als ein Krueppel zum Leben eingehest, denn dass du zwei Haende habest und fahrest in die Hoelle, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verloescht. Aergert dich dein Fuss, so haue ihn ab. Es ist dir besser, dass du lahm zum Leben eingehest, denn dass du zwei Fuesse habest und werdest in die Hoelle geworfen, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verloescht. Aergert dich dein Auge, so wirf's von dir! Es ist dir besser, dass du einaeugig in das Reich Gottes gehest, denn dass du zwei Augen habest und werdest in das hoellische Feuer geworfen, da ihr Wurm nicht stirbt ihr Feuer nicht verloescht. Es muss ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden, und alles Opfer wird mit Salz gesalzen. Das Salz ist gut; so aber das Salz dumm wird, womit wird man's wuerzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander.
Kapitel 10. Und er machte sich auf und kam von dannen an die Oerter des juedischen Landes jenseit des Jordans. Und das Volk ging abermals in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals. Und die Pharisaeer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden moege von seinem Weibe; und versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen; Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Herzens Haertigkeit willen hat er euch solches Gebot geschrieben; aber von Anfang der Kreatur hat sie Gott geschaffen einen Mann und ein Weib. Darum wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und wird seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was denn Gott zusammengefuegt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Und daheim fragten ihn abermals seine Juenger darum. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seinem Weibe und freit eine andere, der bricht die Ehe an ihr; und so sich ein Weib scheidet von ihrem Manne und freit einen anderen, die bricht ihre Ehe. Und sie brachten Kindlein zu ihm, dass er sie anruehrte. Die Juenger aber fuhren die an, die sie trugen. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Wahrlich ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfaengt wie ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Haende auf sie und segnete sie. Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu, kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Aber Jesus sprach zu ihm: Was heissest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott. Du weisst ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht toeten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand taeuschen; ehre Vater und Mutter." Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. Er aber ward unmutig ueber die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Gueter. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Juengern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Juenger aber entsetzten sich ueber seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, dass die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadeloehr gehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmoeglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind moeglich bei Gott. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verlaesst Haus oder Brueder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Aecker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfaeltig empfange: jetzt in dieser Zeit Haeuser und Brueder und Schwestern und Muetter und Kinder und Aecker mitten unter Verfolgungen, und in der zukuenftigen Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind. Sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem; und Jesus ging vor ihnen, und sie entsetzten sich, folgten ihm nach und fuerchteten sich. Und Jesus nahm abermals zu sich die Zwoelf und sagte ihnen, was ihm widerfahren wuerde: Siehe, wir gehen hinauf gen Jerusalem, und des Menschen Sohn wird ueberantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten; und sie werden ihn verdammen zum Tode und ueberantworten den Heiden. Die werden ihn verspotten und geisseln und verspeien und toeten; und am dritten Tag wird er auferstehen. Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Soehne des Zebedaeus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du uns tuest, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Koennt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, wir koennen es wohl. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken stehet mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist. Und da das die Zehn hoerten, wurden sie unwillig ueber Jakobus und Johannes. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, dass die weltlichen Fuersten herrschen und die Maechtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber also soll es unter euch nicht sein. Sondern welcher will gross werden unter euch, der soll euer Diener sein; und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll aller Knecht sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung fuer viele. Und sie kamen gen Jericho. Und da er aus Jericho ging, er und seine Juenger und ein grosses Volk, da sass ein Blinder, Bartimaeus, des Timaeus Sohn, am Wege und bettelte. Und da er hoerte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein! Und Jesus stand still und liess ihn rufen. Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost! stehe auf, er ruft dich! Und er warf sein Kleid von sich, stand auf und kam zu Jesu. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.
Kapitel 11. Und da sie nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage und Bethanien an den Oelberg, sandte er seiner Juenger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein Fuellen angebunden, auf welchem nie ein Mensch gesessen hat; loeset es ab und fuehret es her! Und so jemand zu euch sagen wird: Warum tut ihr das? so sprechet: Der HERR bedarf sein; so wird er's alsbald hersenden. Sie gingen hin und fanden das Fuellen gebunden an die Tuer, aussen auf der Wegscheide, und loesten es ab. Und etliche, die dastanden, sprachen zu ihnen: Was macht ihr, dass ihr das Fuellen abloeset? Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die liessen's zu. Und sie fuehrten das Fuellen zu Jesu und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg; etliche hieben Maien von den Baeumen und streuten sie auf den Weg. Und die vorne vorgingen und die hernach folgten, schrieen und sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HERRN! Hosianna in der Hoehe! Und der HERR ging ein zu Jerusalem und in den Tempel, und er besah alles; und am Abend ging er hinaus gen Bethanien mit den Zwoelfen. Und des anderen Tages, da sie von Bethanien gingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blaetter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf faende, und da er hinzukam, fand er nichts denn nur Blaetter, denn es war noch nicht Zeit, dass Feigen sein sollten. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand ewiglich! Und seine Juenger hoerten das. Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel, fing an und trieb aus die Verkaeufer und Kaeufer in dem Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stuehle der Taubenkraemer stiess er um, und liess nicht zu, das jemand etwas durch den Tempel truege. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: "Mein Haus soll heissen ein Bethaus allen Voelkern"? Ihr aber habt eine Moerdergrube daraus gemacht. Und es kam vor die Schriftgelehrten und Hohenpriester; und sie trachteten, wie sie ihn umbraechten. Sie fuerchteten sich aber vor ihm; denn alles Volk verwunderte sich ueber seine Lehre. Und des Abends ging er hinaus vor die Stadt. Und am Morgen gingen sie vorueber und sahen den Feigenbaum, dass er verdorrt war bis auf die Wurzel. Und Petrus gedachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott. Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spraeche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen wuerde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf dass auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehler. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehler nicht vergeben. Und sie kamen abermals gen Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Aeltesten und sprachen zu ihm: Aus was fuer Macht tust du das? und wer hat dir die Macht gegeben, dass du solches tust? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was fuer Macht ich das tue. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir! Und sie gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr denn ihm nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so fuerchten wir uns vor dem Volk. Denn sie hielten alle, dass Johannes ein rechter Prophet waere. Und sie antworteten und sprachen zu Jesu: Wir wissen's nicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was fuer Macht ich solches tue.
Kapitel 12. Und er fing an, zu ihnen durch Gleichnisse zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und fuehrte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und tat ihn aus den Weingaertnern und zog ueber Land. Und sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingaertnern, dass er von den Weingaertnern naehme von der Frucht des Weinbergs. Sie nahmen ihn aber und staeupten ihn, und liessen ihn leer von sich. Abermals sandte er ihnen einen anderen Knecht; dem zerwarfen sie den Kopf mit Steinen und liessen ihn geschmaeht von sich. Abermals sandte er einen andern: den toeteten sie. Und viele andere, etliche staeupten sie, etliche toeteten sie. Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb; den sandte er zum letzten auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Aber die Weingaertner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn toeten, so wird das Erbe unser sein! Und sie nahmen ihn und toeteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingaertner umbringen und den Weinberg andern geben. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbarlich vor unseren Augen"? Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen, und fuerchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, dass er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie liessen ihn und gingen davon. Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisaeern und des Herodes Dienern, dass sie ihn fingen in Worten. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist's recht, dass man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben? Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versucht ihr mich? Bringet mir einen Groschen, dass ich ihn sehe. Und sie brachten ihm. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Ueberschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers! Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich ueber ihn. Da traten die Sadduzaeer zu ihm, die da halten, es sei keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen: Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemands Bruder stirbt und hinterlaesst ein Weib, und hinterlaesst keine Kinder, so soll sein Bruder sein Weib nehmen und seinem Bruder Samen erwecken. Nun sind sieben Brueder gewesen. Der erste nahm ein Weib; der starb und hinterliess keinen Samen. Und der andere nahm sie und starb und hinterliess auch nicht Samen. Der Dritte desgleichen. Und es nahmen sie alle sieben und hinterliessen nicht Samen. Zuletzt nach allen starb das Weib auch. Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wes Weib wird sie sein unter ihnen? Denn sieben haben sie zum Weibe gehabt. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Ist's nicht also? Ihr irrt darum, dass ihr nichts wisset von der Schrift noch von der Kraft Gottes. Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Aber von den Toten, dass sie auferstehen werden, habt ihr nicht gelesen im Buch Mose's bei dem Busch, wie Gott zu ihm sagte und sprach: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs"? Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott. Darum irrt ihr sehr. Und es trat zu ihm der Schriftgelehrten einer, der ihnen zugehoert hatte, wie sie sich miteinander befragten, und sah, dass er ihnen fein geantwortet hatte, und fragte ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen? Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist das: "Hoere Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger Gott; und du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemuete und von allen deinen Kraeften." Das ist das vornehmste Gebot. Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Naechsten lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot groesser denn diese. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet; denn es ist ein Gott und ist kein anderer ausser ihm. Und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemuete, von ganzer Seele, und von allen Kraeften, und lieben seinen Naechsten wie sich selbst, das ist mehr denn Brandopfer und alle Opfer. Da Jesus aber sah, dass er vernuenftig antwortete, sprach er zu ihm: "Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes." Und es wagte ihn niemand weiter zu fragen. Und Jesus antwortete und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, Christus sei Davids Sohn? Er aber, David, spricht durch den heiligen Geist: "Der HERR hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Fuesse." Da heisst ihn ja David seinen Herrn; woher ist er denn sein Sohn? Und viel Volks hoerte ihn gern. Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Sehet euch vor vor den Schriftgelehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen sich gern auf dem Markte gruessen und sitzen gern obenan in den Schulen und ueber Tisch beim Gastmahl; sie fressen der Witwen Haeuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen. Und Jesus setzte sich gegen den Gotteskasten und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten; und viele Reiche legten viel ein. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller. Und er rief seine Juenger zu sich und sprach zu ihnen: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Ueberfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt.
Kapitel 13. Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm seiner Juenger einer: Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Siehst du wohl allen diesen grossen Bau? Nicht ein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und da er auf dem Oelberge sass gegenueber dem Tempel, fragten ihn Petrus, Jakobus und Johannes und Andreas besonders: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden? Jesus antwortete ihnen und fing an, zu sagen: Sehet zu das euch nicht jemand verfuehre! Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: "Ich bin Christus!" und werden viele verfuehren. Wenn ihr aber hoeren werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fuerchtet euch nicht. Denn es muss also geschehen; aber das Ende ist noch nicht da. Es wird sich ein Volk wider das andere empoeren und ein Koenigreich wider das andere, und werden Erdbeben geschehen hin und wieder, und wird teure Zeit und Schrecken sein. Das ist der Not Anfang. Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch ueberantworten vor die Rathaeuser und Schulen; und ihr muesst gestaeupt werden, und vor Fuersten und Koenige gefuehrt werden um meinetwillen, zu einem Zeugnis ueber sie. Und das Evangelium muss zuvor verkuendigt werden unter alle Voelker. Wenn sie euch nun fuehren und ueberantworten werden, so sorget nicht, was ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. Es wird aber ueberantworten ein Bruder den andern zum Tode und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empoeren gegen die Eltern und werden sie helfen toeten. Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig. Wenn ihr aber sehen werdet den Greuel der Verwuestung (von dem der Prophet Daniel gesagt hat), dass er steht, wo er nicht soll (wer es liest, der merke darauf!), alsdann, wer in Judaea ist, der fliehe auf die Berge; und wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder ins Haus und komme nicht hinein, etwas zu holen aus seinem Hause; und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seine Kleider zu holen. Weh aber den Schwangeren und Saeugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter. Denn in diesen Tagen werden solche Truebsale sein, wie sie nie gewesen sind bisher, vom Anfang der Kreatur, die Gott geschaffen hat, und wie auch nicht werden wird. Und so der HERR diese Tage nicht verkuerzt haette, wuerde kein Mensch selig: aber um der Auserwaehlten willen, die er auserwaehlt hat, hat er auch diese Tage verkuerzt. Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist Christus! siehe, da ist er! so glaubet nicht. Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, dass sie auch die Auserwaehlten verfuehren, so es moeglich waere. Ihr aber sehet euch vor! Siehe, ich habe es euch alles zuvor gesagt. Aber zu der Zeit, nach dieser Truebsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraefte der Himmel werden sich bewegen. Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit grosser Kraft und Herrlichkeit. Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwaehlten von den vier Winden, von dem Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blaetter gewinnen, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Also auch, wenn ihr sehet, dass solches geschieht, so wisset, dass es nahe vor der Tuer ist. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis dass dies alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und der Stunde weiss niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist. Gleich als ein Mensch, der ueber Land zog und verliess sein Haus und gab seinem Knecht Macht, einem jeglichen sein Werk, und gebot dem Tuerhueter, er sollte wachen. So wachet nun (denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens), auf dass er nicht schnell komme und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!
Kapitel 14. Und nach zwei Tagen war Ostern und die Tage der suessen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und toeteten. Sie sprachen aber: Ja nicht auf das Fest, dass nicht ein Aufruhr im Volk werde! Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussaetzigen, Hause und sass zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefaelschtem und koestlichem Nardenwasser, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da waren etliche, die wurden unwillig und sprachen: Was soll doch diese Vergeudung? Man koennte das Wasser um mehr denn dreihundert Groschen verkauft haben und es den Armen geben. Und murrten ueber sie. Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden! Was bekuemmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, koennt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvorgekommen, meinen Leib zu salben zu meinem Begraebnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedaechtnis, was sie jetzt getan hat. Und Judas Ischariot, einer von den Zwoelfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn verriete. Da sie das hoerten, wurden sie froh und verhiessen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn fueglich verriete. Und am ersten Tage der suessen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Juenger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und bereiten, dass du das Osterlamm essest? Und er sandte seiner Juenger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der traegt einen Krug mit Wasser; folget ihm nach, und wo er eingeht, da sprechet zu dem Hauswirt: Der Meister laesst dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Juengern? Und er wird euch einen grossen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet fuer uns zu. Und die Juenger gingen aus und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit den Zwoelfen. Und als sie zu Tische sassen und assen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten. Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: Bin ich's? und der andere: Bin ich's? Er antwortete und sprach zu ihnen: Einer aus den Zwoelfen, der mit mir in die Schuessel taucht. Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird. Es waere demselben Menschen besser, dass er nie geboren waere. Und indem sie assen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das fuer viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewaechs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Oelberg. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir aergern; denn es steht geschrieben: "Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen." Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galilaea. Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie sich alle aergerten, so wollte doch ich mich nicht aergern. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kraeht, wirst du mich dreimal verleugnen. Er aber redete noch weiter: Ja, wenn ich mit dir auch sterben muesste, wollte ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle. Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Juengern: Setzet euch hier, bis ich hingehe und bete. Und nahm Petrus und Jakobus und Johannes und fing an, zu zittern und zu zagen. Und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betruebt bis an den Tod; bleibet hier und wachet! Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, dass, wenn es moeglich waere, die Stunde vorueberginge, und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles moeglich; ueberhebe mich dieses Kelchs; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schlaefst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Und ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte. Und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wussten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird ueberantwortet in der Suender Haende. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verraet, ist nahe! Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwoelf einer, und eine grosse Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Aeltesten. Und der Verraeter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich kuessen werde, der ist's; den greifet und fuehret ihn sicher. Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi, Rabbi! und kuesste ihn. Die aber legten ihre Haende an ihn und griffen ihn. Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Moerder mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. Ich bin taeglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen, aber auf dass die Schrift erfuellt werde. Und die Juenger verliessen ihn alle und flohen. Und es war ein Juengling, der folgte ihm nach, der war mit Leinwand bekleidet auf der blossen Haut; und die Juenglinge griffen ihn. Er aber liess die Leinwand fahren und floh bloss von ihnen. Und sie fuehrten Jesus zu dem Hohenpriester, dahin zusammengekommen waren alle Hohenpriester und Aeltesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast; und er war da und sass bei den Knechten und waermte sich bei dem Licht. Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum, auf dass sie ihn zum Tode braechten, und fanden nichts. Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht ueberein. Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen: Wir haben gehoert, dass er sagte: Ich will den Tempel, der mit Haenden gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Haenden gemacht sei. Aber ihr Zeugnis stimmte noch nicht ueberein. Und der Hohepriester stand auf, trat mitten unter sie und fragte Jesum und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des Himmels Wolken. Da zerriss der Hohepriester seinen Rock und sprach: Was beduerfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehoert die Gotteslaesterung. Was duenkt euch? Sie aber verdammten ihn alle, dass er des Todes schuldig waere. Da fingen an etliche, ihn zu verspeien und zu verdecken sein Angesicht und ihn mit Faeusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht. Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des Hohenpriesters Maegden; und da sie sah Petrus sich waermen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich kenne ihn nicht, weiss auch nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof; und der Hahn kraehte. Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen, die dabeistanden: Dieser ist deren einer. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist deren einer; denn du bist ein Galilaeer, und deine Sprache lautet gleich also. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwoeren: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr sagt. Und der Hahn kraehte zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kraeht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er hob an, zu weinen.
Kapitel 15. Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Aeltesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum und fuehrten ihn hin und ueberantworteten ihn dem Pilatus. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der Koenig der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es. Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen! Jesus aber antwortete nichts mehr, also dass sich auch Pilatus verwunderte. Er pflegte aber ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufruehrern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf und bat, dass er taete, wie er pflegte. Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, dass ich euch den Koenig der Juden losgebe? Denn er wusste, dass ihn die Hohenpriester aus Neid ueberantwortet hatten. Aber die Hohenpriester reizten das Volk, das er ihnen viel lieber den Barabbas losgaebe. Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, dass ich tue dem, den ihr beschuldigt, er sei der Koenig der Juden? Sie schrieen abermals: Kreuzige ihn! Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er Uebles getan? Aber sie schrieen noch viel mehr: Kreuzige ihn! Pilatus aber gedachte, dem Volk genugzutun, und gab ihnen Barabbas los, und geisselte Jesum und ueberantwortete ihn, dass er gekreuzigt wuerde. Die Kriegsknechte aber fuehrten ihn hinein in das Richthaus und riefen zusammen die ganze Schar und zogen ihm einen Purpur an und flochten eine dornene Krone und setzten sie ihm auf, und fingen an, ihn zu gruessen: Gegruesset seist du, der Juden Koenig! Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr und verspeiten ihn und fielen auf die Kniee und beteten ihn an. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen seine eigenen Kleider an und fuehrten ihn aus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war des Alexander und Rufus), dass er sein Kreuz truege. Und sie brachten ihn an die Staette Golgatha, das ist verdolmetscht: Schaedelstaette. Und sie gaben ihm Myrrhe im Wein zu trinken; und er nahm's nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darum, wer etwas bekaeme. Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. Und es war oben ueber ihm geschrieben was man ihm schuld gab, naemlich: Der Koenig der Juden. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Moerder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfuellet, die da sagt: "Er ist unter die Uebeltaeter gerechnet." Und die voruebergingen, laesterten ihn und schuettelten ihre Haeupter und sprachen: Pfui dich, wie fein zerbrichst du den Tempel und baust ihn in drei Tagen! Hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz! Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat anderen geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist er Christus und Koenig in Israel, so steige er nun vom Kreuz, dass wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmaehten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis ueber das ganze Land bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: "Eli, Eli lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und etliche, die dabeistanden, da sie es hoerten, sprachen sie: Siehe er ruft den Elia. Da lief einer und fuellte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und traenkte ihn und sprach: Halt, lasst sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme. Aber Jesus schrie laut und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stuecke von obenan bis untenaus. Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenueber und sah, dass er mit solchem Geschrei verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches sahen; unter welchen war Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und des Joses Mutter, und Salome, die ihm auch nachgefolgt waren, da er in Galilaea war, und gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend, dieweil es der Ruesttag war, welcher ist der Vorsabbat, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, dass er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben waere. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. Und er kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen, und waelzte einen Stein vor des Grabes Tuer. Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, schauten zu, wo er hingelegt ward.
Kapitel 17. Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf dass sie kaemen und salbten ihn. Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr frueh, da die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer waelzt uns den Stein von des Grabes Tuer? Und sie sahen dahin und wurden gewahr, dass der Stein abgewaelzt war; denn er war sehr gross. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Juengling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weisses Kleid an; und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Staette, da sie ihn hinlegten! Gehet aber hin und sagt's seinen Juengern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galilaea, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat. Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fuerchteten sich. Jesus aber, da er auferstanden war frueh am ersten Tag der Woche, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkuendigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. Und diese, da sie es hoerten, dass er lebte und waere ihr erschienen, glaubten sie nicht. Darnach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen. Und die gingen auch hin und verkuendigten das den anderen; denen glaubten sie auch nicht. Zuletzt, da die Elf zu Tische sassen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Haertigkeit, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden. Schlangen vertreiben; und so sie etwas Toedliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Haende legen, so wird es besser mit ihnen werden. Und der HERR, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes. Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der HERR wirkte mit ihnen und bekraeftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.